Gedankenwahl
Frisch gedruckt und schon gebunden,
oder alt und gelb zerschunden,
liegen sie in großer Zahl,
Einband schön, gute Wahl.
Dienstag, 22. Mai 2012
Montag, 21. Mai 2012
2001 - V
Die Scholle
Die Erde reicht bis zum Horizont,
Bäume verbergen sich gekonnt,
hier leben, sich niederzulassen,
den Rest der Lebenszeit verprassen,
das schafft dem Gedanken Raum,
allein der Glaube hilft hier kaum.
Wer immer woanders gewesen,
wird hier wohl nicht genesen.
Bringt die Besinnung auf eigene Werte,
die Scholle, zurück zur Heimaterde?
Die Erde reicht bis zum Horizont,
Bäume verbergen sich gekonnt,
hier leben, sich niederzulassen,
den Rest der Lebenszeit verprassen,
das schafft dem Gedanken Raum,
allein der Glaube hilft hier kaum.
Wer immer woanders gewesen,
wird hier wohl nicht genesen.
Bringt die Besinnung auf eigene Werte,
die Scholle, zurück zur Heimaterde?
Sonntag, 20. Mai 2012
2000 - IV
What happened?
What happened? Fragte die neudeutsche Transenimitation mit einem Blick wie eine frisch geschwängerte Auster. Dabei erwies "sie" sich eher als bieder altdeutsche Bemühung, etwas Pep in einen gekünstelten Beziehungsfilm hereinzubringen.Oder ist das alles ist nur der Epilog zu einem neuen Versuch, die Welt in schwarz und weiß einzuteilen?
Denn am Anfang saß in der Ecke der kleine Jasagerzwerg "Jaz" und machte ein Gesicht. Da verlor der große arrogante Schnösel "Gas" seinen Traum bei dessen Anblick und beschloß, alles aufzuschreiben, solange er noch über genügend Traummasse verfügte. Gerade hatte er eine Grenze irgendwo zwischen Arkansas und Wiskonsin überquert, die in einem Fußgängertunnel lag, dabei mißtrauisch beobachtet von den Grenzern. Er war Berge hinab Ski gefahren, bis der Schnee zu Ende war und mußte nun zu Fuß gehen. Das alles war Geschehen, bevor der Jaz ihn ansah. Der Jaz betrachtet den Gas ständig, egal ob dieser nun schon in Singapur mit seinen Hochhauslandschaften im Jet vorbeigerollt ist oder von Straßenbahnen in deutschen Vierteln verfolgt wird.
Jasagezwerge sagen entgegen Ihres Namens nicht zu allem ja, insbesondere nicht zu einem großen arroganten Schnösel. Der Gas dagegen hat nichts gegen den Jaz, er sieht ihn ja meistens nicht. Der Jaz hat viel, sehr viel Angst, nur nicht vor dem Gas. Im Herzen des Jaz herrscht ein wildes Durcheinander von fremden Gedanken. Da kreuzen sich Bibelsprüche mit eigenen Losungen und politische Allgemeinplätze liegen in vollem Mißtrauen. Seine körperliche Kleinheit macht dem Jaz zu schaffen. Der Gas sieht das nicht, weil er sie selber nicht kennt.
Der Jaz braucht Ersatz: Achtung, Besitz und Erfolg müssen ihn immer wieder bestätigen. Der Gas glaubt, schon alles zu haben und merkt nicht, wie ihn die kleinen Jaz immer wieder hindern und umgehen. Irgendwie möchte er gern mit den kleinen Jaz reden, aber sie verstellen sich, sooft er sie anspricht.
Freundlich sind die Jaz nur beim Jasagen, denn sie haben eigentlich Angst vor dem Nein. Sie erkennen sich gegenseitig am Augenblick und wissen sofort: ein Ja hilft weiter. Nur dem Gas geben sie ein verstecktes Nein, ein offenes widerspräche ihnen. Oft wundert sich der Gas darüber und versucht dies durch Umschmeichelung eines Jaz zu ändern, um einmal so freundlich behandelt zu werden wie ein Jaz.
Das geht soweit, daß der Gas sich klein machen will wie ein Jaz. Ein Jaz liebt aber keine Veränderung, erst recht nicht die Verwandlung eines Gas in seines Gleichen. Er machte dann immer weiter ein Gesicht.
Der Gas ist auf das Treffen mit anderen Gas angewiesen, aber die sehen immer nur sich selbst.
Was ist geschehen? Jeder möge entscheiden, welche Kategorie in diesem Spiel Bestand hat. Gase verschwinden und entstehen neu, das Ja bleibt ewig bestehen aus Angst vor dem Nein.
Samstag, 19. Mai 2012
2001 - III
Prinzipiell
Prinzessin zerbrach zauberhaft auf einer Insel.
Sie rettete sich dorthin und ließ die Vasallen laufen.
Verdacht schöpfte sie nicht,
als einer übrig blieb,
sie zu speisen und zu tränken.
Sie hielt es für das Paradies.
Allein fand sie es immer noch schön.
Freute sich so klein, daß sie daran ertrank.
Was einmal der Fluß des Lebens schien,
verwandelte sich in ein Rinnsal.
Liebte sie einst den schnellen Wechsel,
so konnte sie später sich selbst kaum ertragen.
Aber was konnte sie schon wagen?
Wohin gehen, wo sonst noch sehen.
Hatte sie nicht alles erreicht,
es fehlte doch nur ein bißchen Freiheit.
Zurück, zurück aus diesem Glück?
Was wohl die Leute sagen,
still, still, still, weil das Kindlein schlafen will.
Hüllt sich ein in weiße Decke,
schläft ein, bis der Morgen sie dann wecke.
Prinzessin schaut nicht mehr auf,
sieht nicht das Spiel der Zimmerdecke,
der Weihnachtsmann lächelt vergebens,
zeigt sich hier der Sinn ihres Strebens?
Prinzessin zerbrach zauberhaft auf einer Insel.
Sie rettete sich dorthin und ließ die Vasallen laufen.
Verdacht schöpfte sie nicht,
als einer übrig blieb,
sie zu speisen und zu tränken.
Sie hielt es für das Paradies.
Allein fand sie es immer noch schön.
Freute sich so klein, daß sie daran ertrank.
Was einmal der Fluß des Lebens schien,
verwandelte sich in ein Rinnsal.
Liebte sie einst den schnellen Wechsel,
so konnte sie später sich selbst kaum ertragen.
Aber was konnte sie schon wagen?
Wohin gehen, wo sonst noch sehen.
Hatte sie nicht alles erreicht,
es fehlte doch nur ein bißchen Freiheit.
Zurück, zurück aus diesem Glück?
Was wohl die Leute sagen,
still, still, still, weil das Kindlein schlafen will.
Hüllt sich ein in weiße Decke,
schläft ein, bis der Morgen sie dann wecke.
Prinzessin schaut nicht mehr auf,
sieht nicht das Spiel der Zimmerdecke,
der Weihnachtsmann lächelt vergebens,
zeigt sich hier der Sinn ihres Strebens?
Freitag, 18. Mai 2012
2001 - II
Mindeveien
Mindeveien nachts,
Weihnacht,
in Bergen verschneit,
Worte
verwinden seewärts.
Kibbutz Josef,
Holzhaus,
im Bett gefesselt,
Schwäche
fühlen im Himmel.
Mainufer Aussicht,
Brücke,
überqueren gesperrt,
passiert
mit einer Frage.
Mindeveien nachts,
Weihnacht,
in Bergen verschneit,
Worte
verwinden seewärts.
Kibbutz Josef,
Holzhaus,
im Bett gefesselt,
Schwäche
fühlen im Himmel.
Mainufer Aussicht,
Brücke,
überqueren gesperrt,
passiert
mit einer Frage.
Donnerstag, 17. Mai 2012
2001 - I
Ende des Tunnels
Die Rolltreppe am Ausgang lief nicht. Während er die Stufen hinauf stieg, weitete sich der Blick. Ihm kam es vor, als sei er zwanzig Jahre im Tunnel gewesen. Das Licht schien auf der Straße viel heller, obwohl der Himmel bewölkt war. In der U-Bahn hatte er sich an die trübe Neonbeleuchtung und die wechselnden Fahrgäste gewöhnt, nun war er allein und blickte auf das, was hier Skyline hieß. Der junge Mann blickte auf eine junge Stadt. Die meisten Häuser standen noch nicht vor zwanzig Jahren. Dennoch schien sich Rauch auf die spiegelnden Glasfassaden zu legen, sie schaut stumpf in die Atmosphäre und bemühten sich vergebens ihren Glanz zu transportieren. Die Menschen fühlten sich drinnen wohler als draußen, die Straßen kaum gefüllt, fühlte es sich unbehaglich an. Unverhohlen schaute ein glatter junger Mann seinen Gefühlen zu, die seinen Kopf wie eine Wolkendecke umschwebten. Verstohlen dagegen die beiden vermummten Frauen., die sich einen flüchtigen Kuß zuhauchten.Die Endstation hieß Südbahnhof und er behielt die Richtung bei. Er schaute an die geschrägte Decke, irgendwo im Haus rumorte ein Kind, was nicht das seine war. Dennoch hatte er eine intensive Beziehung dazu. Er dachte nicht mehr in Gegensätzen. Im Kampf gegen Autoritäten aller Art hatte er sein Ziel verloren. Wenn das Schießen zum Prinzip wird, ist das die Niederlage und Beugung vor gewalttätigen Ideologien.
Die Waffe war nun abgelegt, der Tunnel verlassen, aber das Licht schien nicht. Alle Wege führen zum Ende, aber die Ausgänge sind sehr unterschiedlich. Einen Rückblick wert waren zwanzig Jahre nicht, aber sie führten ihn zu neuen Erfahrungen. Er begann, ein bißchen dankbar zu sein.
Dienstag, 15. Mai 2012
2000 - XXIII
10 vor acht oder halb sieben
Die Hündin sitzt nachts vor dem Haus und betrachtet das Panorama des Dachsteins. Ein Mensch kommt zum Hinterausgang heraus mit Tüten in der Hand. Sie begrüßt ihn und schnüffelt interessiert an dem, was er da im Schnee hinterläßt: schmutzige Wäsche und Schuhe. Der Schnee liegt gut 15 cm hoch auf dem Autodach und der Mensch schaufelt es frei um halb sieben. Er muß immer wieder den Deckel des Kofferraums öffnen und neu packen, eine Gelegenheit für immer neue Einblicke. Will er sie ins Haus lassen? Nein, er benutzt wieder der Hintereingang. Er wird frühstücken und dabei überlegen, welcher Weg der beste sein wird. Der verschneite Umweg oder eine halb vereiste Kehrenstraße, die den direkten Weg zur Heimat verspricht.Nahezu alles im Auto ist verschneit oder naß, schon am Vorabend hatte es geschneit. Was macht es schon, die Räder werden knirschend über die dichte Schneedecke hinweg rollen. Er wird dahin kommen, wo er hin will, vorher noch tanken. Die Wirtin des Hofs und er verabschieden sich mit festem und herzlichem Händedruck.
Die Angst besiegen, das ist es, was zählt. Dunkle Stunden ertragen, ohne zu verzagen. Hoffen auf das Licht am Ende des Tunnels. Besser, das Licht in Erinnerung zu behalten, als die dunkle Felswand. Er sagt sich einmal na, na, als er die Kurven fährt. Es ist keiner da, ihm zuzuhören. Da ist diese innere Kraft, die ihn hypnotisiert auf seinem Sitz. Möge die Kraft mit Dir sein, nicht die Macht, denn sie ist es nicht. Die Hündin winselt die letzten Schritte zum Auto mit. Sie wird auch heute nacht wieder das Dachsteinmassiv betrachten, was denkt sie bloß dabei? Aus dem kleinen Funke wird eine große Flamme: die Heimat. Gewohnte Umgebung und Diktion, doch was treibt ihn fort? Heimat ist überall, wo Menschen sind, die sich dem Leben stellen. Wird er wieder kommen und Silvester feiern? Was macht es schon, die Welt ist groß und schön.
Ein letztes Mal streichelt er die Hündin über den Kopf und nimmt so nebenbei den Abschied. Er wird ankommen mit dem gewissen Gefühl, auch wenn er nicht weiß, wo. Er mag das Kind nicht beim Namen benennen. Aber dieser Tag war ein Geschenk und ein kleines Dankeschön. Sollte es nur eine Hündin sein, die sich an ihn erinnerte, es wäre schon alles wert. This is my Thanksgiving Day.
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