Freitag, 21. März 2014

Ringgeist - Der schwarze Mantel

Der Mantel der Geschichte ist in Deutschland sicher schwarz und er war es auch am 2.9.2009.

Schwarz ist sie, die Farbe der Anarchie und leider auch die der CDU. Und begehrenswert ist ein schwarzer Mantel ganz offensichtlich sowohl für den Rotling als auch das Grüngemüse. Da gerät das blaugelbe Haupt dieser dunklen Gestalt schon ins Grübeln, auch wenn es tönt: wir wachsen! Wachsen tut auch die Unabhängigkeit der Politiker vom Wählerwillen. Da wollen die Grünen nicht mit links und die SPD mag keine linken Ministerpräsidenten. Weiter so, möchte man sagen, der schwarze Mantel kriegt noch mehr rote und grüne Flecken. Dafür nehmen die Verursacher den Verlust an Stammwählern gern in Kauf: Dabei-Sein. Die SPD machte vor, wie es geht. Man wird kleiner, feiner und das Zünglein an der Waage. Freilich hat der Mantel weiter seine schwarze Farbe. So schwarz, das die Hälfte der Wähler ihn gar nicht mehr sieht. Aber besser ist es, gar nichts zu sehen, sonst sähe man am Ende noch das, was unsere Politiker zu sehen meinen: sie sind alle Wahlsieger. Das stimmt leider, sie stehen oben.

Mittwoch, 19. März 2014

In the Mood

Vater pflegte über die Zeit nach seinem Tod stets zu sagen, dass er sich dann die Radieschen von unten ansehen würde. Auch war davon die Rede, dass man mit seinen Knochen dann die Äpfel von den Bäumen schmeißen würde. Ein sehr plastisches Bild, das wohl mit seinen Kriegserfahrungen im zerbombten Kassel entstanden sein mag.
Das Wetter ist ähnlich schön und der Frühling mindestens genauso weit wie vor sieben Jahren, als er ging.
Sein Todestag blinkte ab und zu in meinem Gedächtnis auf. Aber der Alltag schüttete die Lichtlein zu.
Wieder einmal werde ich an einem Geburtstag teilnehmen, doch dieses Mal ist Vater schon längst begraben, was an der Widersprüchlichkeit meiner Gefühle nichts ändert.

Ringgeist - Neu im Studio

Ein neues Studio bedeutet beim Z.D.F. leider nicht, dass sich die Sendungen ändern. Gerade erst heute morgen hat mich der Wettervogel wieder voll genuschelt. Nicht sehr entspannt, das Ganze. Am 23.7.2009 fiel mir das Untenstehende ein.

Das Z.D.F. hat ein neues digitalisiertes Studio. Mit Hoffnung verfolgte ich nun das Morgenmagazin, vielleicht hat sich auch beim Wetterfrosch Wettervogel was getan.
Da trat plötzlich ein ganz anderer Mensch auf und spielte den Wetterexperte. Was die Digitalisierung doch alles an Gutem tut, dachte ich mir und korrigierte mich gleich.
Der Wettervogel ist sicher nur in Urlaub geflogen und flattert nun lustig an irgendeinem Strand herum. However, sein Fehlen lenkte nur meine Aufmerksamkeit auf die durchaus misslungenen Kommunikationsversuche der beiden Hauptakteure (Es ist Schnee gefallen. Wir haben Juli, wo denn?). Immerhin beginnen die Nachrichten so um 7.01 Uhr, ohne dass die Frage eine Auflösung erfährt. Die beiden waren aber auch nur analog anwesend.

Montag, 17. März 2014

Ringgeist - Der Tod

Geschockt war ich am 27.6.2009 über den öffentlichen Tod und dessen mediale Verbreitung. Eine gewissen Sehnsucht nach Tabus hatte mich ergriffen.

Der Tod zeigt viele Gesichter. Da stirbt ein Mädchen namens Neda in Teheran öffentlich.
Der Exodus des Lebens wird gefilmt, um etwas zu dokumentieren.
Auch Michael Jacksons Abtransport ins Krankenhaus wird fotografiert, aber er, die Person, die stets im Rampenlicht stand, wird abgeschirmt.
Der Tod eines Menschen füllt unendliche viele Drehbücher.
Manch einer spielt überhaupt keine Rolle, etwa wie die Menschen an Bord der Air France-Maschine, die über dem Atlantik zerbarst.
Man mag froh sein, wenn es posthum keine Bilder mehr gibt, die öffentlich gezeigt werden können. Es doch zu tun, ist immer noch ein Tabu-Bruch, auch wenn es täglich passiert.  
Der Tod ist kein Meister mehr, eher ein medialer Gehilfe.

Sonntag, 16. März 2014

Ringgeist - Marco – der Schrei

Als ich am 6.4.2009 über DSDS schrieb, fand ich das gar nicht super. Daran hat sich auch angesichts der unendlich langweiligen neuen Staffel nichts geändert. Im Gegenteil: der Reiz des Neuen fehlt. Nicht vermissen werde ich allerdings den unten beschriebenen Herrn.

Die Macher von DSDS halten diese Sendung sicher für die wichtigste. Klar, einen Superstar braucht Deutschland natürlich und es ist doch auch nett anzusehen, wie diese mehr oder weniger verwöhnten Bracken irgendwann ein bisschen arrogant werden, wenn sie hübsch gekleidet ins Fernsehen kommen, um vor Onkel Bohlen aufzutreten.
DSDS scheint aber auch kein Selbstläufer zu sein, denn man hat einen Marktschreier engagiert, um die Wichtigkeit dieser Sendung jeden Samstagabend den Leuten mitzuteilen, die es immer noch nicht begriffen haben: Deutschland sucht den Superstar. Der Marco schreit das jedenfalls. Schreyl heißt der Mann mit Nachnamen und der Name ist Programm. Man könnte ihn fast alles deklamieren lassen, eine hübsche Uniform würde ihm auch stehen.
Wenn er seine Texte abliest, dann schaut er mit halb geschlossenen Augen etwas schläfrig aus. Wenn er dann aber zum Schrei ansetzt, gehen die Augen ganz weit auf.
Es sieht wirklich sehr drollig aus, an welchem Faden hängt die Puppe? Die ist aber schön.
Man bekommt ein bisschen Mitleid, muss man aber nicht. Der Marco ist schon mit ganz anderen fertig geworden. Er duldet nämlich niemanden neben sich, er brüllt einfach alle weg.
Auch so eine charmante Kästetussie aus Holland. Dafür gebührt ihm Dank!
Merke: wer Mundharmonika spielen kann, ist ein Supertalent. Wer ein bisschen was nachsingen kann, wird Superstar. Und wer schreien kann wie Marco, der ist ein Superbrüller.
Wir leben einfach in einer Superzeit.
Nur Herr Bohlen heißt nicht Superbohlen, aber der kann ja auch 1 und 1 zusammen zählen.