Prinzipiell
Prinzessin zerbrach zauberhaft auf einer Insel.
Sie rettete sich dorthin und ließ die Vasallen laufen.
Verdacht schöpfte sie nicht,
als einer übrig blieb,
sie zu speisen und zu tränken.
Sie hielt es für das Paradies.
Allein fand sie es immer noch schön.
Freute sich so klein, daß sie daran ertrank.
Was einmal der Fluß des Lebens schien,
verwandelte sich in ein Rinnsal.
Liebte sie einst den schnellen Wechsel,
so konnte sie später sich selbst kaum ertragen.
Aber was konnte sie schon wagen?
Wohin gehen, wo sonst noch sehen.
Hatte sie nicht alles erreicht,
es fehlte doch nur ein bißchen Freiheit.
Zurück, zurück aus diesem Glück?
Was wohl die Leute sagen,
still, still, still, weil das Kindlein schlafen will.
Hüllt sich ein in weiße Decke,
schläft ein, bis der Morgen sie dann wecke.
Prinzessin schaut nicht mehr auf,
sieht nicht das Spiel der Zimmerdecke,
der Weihnachtsmann lächelt vergebens,
zeigt sich hier der Sinn ihres Strebens?
Samstag, 19. Mai 2012
Freitag, 18. Mai 2012
2001 - II
Mindeveien
Mindeveien nachts,
Weihnacht,
in Bergen verschneit,
Worte
verwinden seewärts.
Kibbutz Josef,
Holzhaus,
im Bett gefesselt,
Schwäche
fühlen im Himmel.
Mainufer Aussicht,
Brücke,
überqueren gesperrt,
passiert
mit einer Frage.
Mindeveien nachts,
Weihnacht,
in Bergen verschneit,
Worte
verwinden seewärts.
Kibbutz Josef,
Holzhaus,
im Bett gefesselt,
Schwäche
fühlen im Himmel.
Mainufer Aussicht,
Brücke,
überqueren gesperrt,
passiert
mit einer Frage.
Donnerstag, 17. Mai 2012
2001 - I
Ende des Tunnels
Die Rolltreppe am Ausgang lief nicht. Während er die Stufen hinauf stieg, weitete sich der Blick. Ihm kam es vor, als sei er zwanzig Jahre im Tunnel gewesen. Das Licht schien auf der Straße viel heller, obwohl der Himmel bewölkt war. In der U-Bahn hatte er sich an die trübe Neonbeleuchtung und die wechselnden Fahrgäste gewöhnt, nun war er allein und blickte auf das, was hier Skyline hieß. Der junge Mann blickte auf eine junge Stadt. Die meisten Häuser standen noch nicht vor zwanzig Jahren. Dennoch schien sich Rauch auf die spiegelnden Glasfassaden zu legen, sie schaut stumpf in die Atmosphäre und bemühten sich vergebens ihren Glanz zu transportieren. Die Menschen fühlten sich drinnen wohler als draußen, die Straßen kaum gefüllt, fühlte es sich unbehaglich an. Unverhohlen schaute ein glatter junger Mann seinen Gefühlen zu, die seinen Kopf wie eine Wolkendecke umschwebten. Verstohlen dagegen die beiden vermummten Frauen., die sich einen flüchtigen Kuß zuhauchten.Die Endstation hieß Südbahnhof und er behielt die Richtung bei. Er schaute an die geschrägte Decke, irgendwo im Haus rumorte ein Kind, was nicht das seine war. Dennoch hatte er eine intensive Beziehung dazu. Er dachte nicht mehr in Gegensätzen. Im Kampf gegen Autoritäten aller Art hatte er sein Ziel verloren. Wenn das Schießen zum Prinzip wird, ist das die Niederlage und Beugung vor gewalttätigen Ideologien.
Die Waffe war nun abgelegt, der Tunnel verlassen, aber das Licht schien nicht. Alle Wege führen zum Ende, aber die Ausgänge sind sehr unterschiedlich. Einen Rückblick wert waren zwanzig Jahre nicht, aber sie führten ihn zu neuen Erfahrungen. Er begann, ein bißchen dankbar zu sein.
Dienstag, 15. Mai 2012
2000 - XXIII
10 vor acht oder halb sieben
Die Hündin sitzt nachts vor dem Haus und betrachtet das Panorama des Dachsteins. Ein Mensch kommt zum Hinterausgang heraus mit Tüten in der Hand. Sie begrüßt ihn und schnüffelt interessiert an dem, was er da im Schnee hinterläßt: schmutzige Wäsche und Schuhe. Der Schnee liegt gut 15 cm hoch auf dem Autodach und der Mensch schaufelt es frei um halb sieben. Er muß immer wieder den Deckel des Kofferraums öffnen und neu packen, eine Gelegenheit für immer neue Einblicke. Will er sie ins Haus lassen? Nein, er benutzt wieder der Hintereingang. Er wird frühstücken und dabei überlegen, welcher Weg der beste sein wird. Der verschneite Umweg oder eine halb vereiste Kehrenstraße, die den direkten Weg zur Heimat verspricht.Nahezu alles im Auto ist verschneit oder naß, schon am Vorabend hatte es geschneit. Was macht es schon, die Räder werden knirschend über die dichte Schneedecke hinweg rollen. Er wird dahin kommen, wo er hin will, vorher noch tanken. Die Wirtin des Hofs und er verabschieden sich mit festem und herzlichem Händedruck.
Die Angst besiegen, das ist es, was zählt. Dunkle Stunden ertragen, ohne zu verzagen. Hoffen auf das Licht am Ende des Tunnels. Besser, das Licht in Erinnerung zu behalten, als die dunkle Felswand. Er sagt sich einmal na, na, als er die Kurven fährt. Es ist keiner da, ihm zuzuhören. Da ist diese innere Kraft, die ihn hypnotisiert auf seinem Sitz. Möge die Kraft mit Dir sein, nicht die Macht, denn sie ist es nicht. Die Hündin winselt die letzten Schritte zum Auto mit. Sie wird auch heute nacht wieder das Dachsteinmassiv betrachten, was denkt sie bloß dabei? Aus dem kleinen Funke wird eine große Flamme: die Heimat. Gewohnte Umgebung und Diktion, doch was treibt ihn fort? Heimat ist überall, wo Menschen sind, die sich dem Leben stellen. Wird er wieder kommen und Silvester feiern? Was macht es schon, die Welt ist groß und schön.
Ein letztes Mal streichelt er die Hündin über den Kopf und nimmt so nebenbei den Abschied. Er wird ankommen mit dem gewissen Gefühl, auch wenn er nicht weiß, wo. Er mag das Kind nicht beim Namen benennen. Aber dieser Tag war ein Geschenk und ein kleines Dankeschön. Sollte es nur eine Hündin sein, die sich an ihn erinnerte, es wäre schon alles wert. This is my Thanksgiving Day.
Montag, 14. Mai 2012
2000 - XXII
Macht hoch!
Es klopfte fünf Mal an der Tür,ohne aufzumachen, rauschte der weiße Bart um ihn herum.
Knecht Ruprecht fand darin Gespür,
aufzulachen dabei, sauste er mit der Zeit davon, warum?
Sonntag, 13. Mai 2012
2000 - XXI
Gratin
Den ganzen Hexenzauber überlebst Du nur,wenn Du Dir aneignest des Teufels Statur.
Der Versuch eines Kartoffelgratins artete zum Gemüseaufstand aus.
Röchelnd, mit dem Schlag seiner Pfote, machte er ihm den endgültig den Garaus.
Es war lediglich die äußere Form gewahrt,
geschmacklich hat sich die Apokalypse offenbart.
Sie blickte so konsterniert vom Teller auf,
da nahm eine Handyschar von Jungmädels ihren Lauf.
Alle hielten zur "Sehr her, ich habe ein Handy"-Gestik
eine "Aber ich verstehe nicht"-Blickmimik mitgebracht.
Die Gedanken und die Analyse der seltsamen Genetik
reichten und der Führer hätte aus ganzem Herzen gelacht.
Sicher erläßt und erlaubt er nur Führernetze
mit fest einprogrammierten Reichskristallnummern.
Hilfe von außen erwartet keiner dieser Sätze,
dumpf und brüllend beginnt es in ihr zu schummern
Sie sticht mit der Gabel fest zu und stöhnt,
der Satan ißt ihr einfach zu verwöhnt.
Gute Gäste reklamieren so nie,
sie halten den Koch stets für ein Genie.
Da fühlt er diesen teuflischen Schmerz,
erst hält er das alles für einen Scherz,
dann eilt er keuchend atmend zum Spiegel:
ein schuldiges Wesen hat nun Flügel,
vergißt die Hölle und ihre Zügel.
Sich ihr nähernd beginnt er zu wabern
als güldener Nebel, um sie zu erahnen.
Doch sie, einst Herrin von Kandelabern,
ist nun Politesse, in engen Bahnen.
Als Schönheitskönigin durch sein Herz gekürt,
hat sie ihm eilends sein Vehikel entführt.
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