Hiddensee, was wollen Sie da? oder: Die doppelte Verneinung
Der Roland-Express, ja der ist schon ganz niedlich gemacht. Die Insel Hiddensee ist nur eine flache Insel. Die Dame an der Rezeption meinte immerhin, dass das Wetter ganz schön werden würde und man dann zum Königstuhl fahren solle. Sie sagte ja nicht, dass der Roland-Express sich nicht lohnt, nein im Gegenteil, er ist ja ganz niedlich. Sie sagt erst recht nicht, dass das Ganze Blödsinn ist. Wer nach Bergen fährt, wird lernen müssen, zwischen den Zeilen zu lesen. Zuviel reden die Menschen hier nicht. Aber sie sind hilfsbereit. Bushaltestelle? Kein Problem. Überhaupt die Busse, sie fahren pünktlich. Das zum Fahrplanwechsel gleich die Liniennummern wechseln, muß man wissen. Das es nicht genügend Fahrpläne zur Verteilung in den Bussen gibt, ist etwas anderes. Ist eher ein Problem für die einheimische Bevölkerung. Die Pommern sind freundlich, aber sie drängen ihre Freundlichkeit niemandem auf. Oberflächliche Schauspielkunst ist hier nicht gefragt. Zurückhaltung wird nicht übel genommen und kleine Gesten zählen. Wenn die Pommern reden wollen, dann reden sie. Und sie stehen Rede und Antwort, wenn sie gefragt werden. Sturheit gibt es an dieser unangebrachten Stelle nicht. Kurz, man erfährt etwas, wenn man etwas erfahren will, sonst nicht.
Das die Uhr in Bergen (die Kirchturmuhr) einundsechzig Minuten hat, ist einem Urlauber, der auf seine Frau wartete, aufgefallen. Seither ist sie eine Berühmtheit, die nicht jeder bemerkt. Die Handwerker hatten jedenfalls gemeint, so eine einundsechzigste Minute schadet nicht und ihr Problem auf diese Weise behoben. Der Pommer hat die Ruhe, Mißgeschicke zu verkraften und darüber zu schmunzeln. Aber es klappt ja eigentlich alles. Die Busse treffen sich immer wieder aus dem Wendeplatz in Serams. Außer dem Wartehäuschen gibt es da kaum etwas. Der "Rasende Roland" schnauft ab u8nd zu vorbei, aber lange wartet man hier nicht auf den Umstieg nach Bergen, Sassnitz oder Klein-Zicker. Es ist schön, dass die Dinge ohne großes Spektakel einfach funktionieren. Aufpassen muß man nur in manchen Hotels. Das Personal kennt nicht immer die Gegend, über die es angeblich Bescheid wissen soll. Hiddensee, was wollen Sie da? Die Hoteliers der Insel sind sich aber einig. Sie treffen sich jedes Jahr in Binz zum Saisonbeginn und nehmen ein Bad in der kalten Ostsee. So manch einer kann nicht schwimmen und geht trotzdem hinein.
Worte versinken angesichts der Realität. Wann hast du überzeugt das letzte Mal gesagt: Es ist so schön hier! Und du hörst auf dir Aufgaben zu stellen, die du nicht mehr brauchst. Märchen sind die Wirklichkeit und diese ist ein Nichts im Meer der Sinne. Schlafe mit mir, ein Kuß darauf.
Jurek Becker las 1977 in der Buchhändlerschule in Frankfurt am Main. Die Begeisterung für diesen Schriftsteller war mir damals fremd, heute kann ich sie verstehen.
"daß er und .... sich darin einig sein, in einem minderwertigen Land zu leben, umgeben von würdelosen Menschen, die ein besseres nicht verdienten. ... Es sei zwar richtig, daß der Aufseher hart bestraft werde, wenn sie ihm einem Gericht übergäben, aber warum? Doch einzige deshalb, weil zufällig die eine Besatzungsmacht das Land erobert habe und nicht die andere. Wenn die Grenze nur ein wenig anders verliefe, dann wären dieselben Leute entgegengesetzter Überzeugung, hier wie dort. Wer stark genug sei, könne diesem deutschen Gesindel seine Überzeugungen diktieren, ob er nun Hitler oder sonstwie heiße."
Where I stand is where I was before and now. Nothing happened and will ever be that's what I can see. No time to fall in tears or even fears. . Just a little of "being pissed of feeling" creeping into my intention. But I am where I stand before and now and then: ".. aint't no way to express myself on zero ground."
Ich lief durch die Bahnhofshalle mit einer angezündeten Zigarette. Warum ich eigentlich rauchte, wusste ich nicht. Ich fühlte nur die Gewohnheit des Giftes. Der Rauch brannte in meine Lunge. Ich nahm einen letzten Zug und schnippte den Stummel weg. Ich gemoß den ersten frischen Atemzug und zog ihn tief ein. Wahrscheinlich rauchte ich, weil mein Urgroßvater sich zu Tode geraucht hatte. Er war Metzgermeister und zog mit seiner Frau von einer Feier zur anderen. Ich war auf der Suche, Ramschläden mit Billigangeboten begeisterten mich. Es brachte mir nur Unruhe, wenn ich meiner Sucht nicht nachginge. Zum Glück gibt es Gasthäuser, die Ruhepausen versprechen. Ich beschloß etwas zu essen. Zunächst schöpfte ich keinen Verdacht, als ich eine Dame in höfischer Kleidung erblickte. Die Zeiten waren unruhig. Kammerzofen versuchten Hofdamen zu werden und so weiter. Nachdem ich meine Mahlzeit beendet hatte, sprach mich die Dame jedoch an. "Mein Herr, wenn Sie wünschen, können Sie einen Tag in der Vergangenheit verbringen. Der König von Schweden speist gerade in diesem Lokal und lädt sie dazu ein." Ich blickte mich um und sah zwei große und kräftige Männer beim Essen tafeln. Wie um mich zu retten, stürzte in diesem Moment ein deutscher Schauspieler herein, näherte sich rasch dem Tisch des Königs und packte ihn am Kragen. "Wie können Sie es wagen, hier zu speisen, während ihr Volk verhungert?" schrie er den König an. Der König und sein Begleiter schüttelten den lästigen Gast ab wie eine Fliege. Sie ließen sich nicht weiter beirren. Unter Protest warf der herbei geeilte Wirt den ungebetenen Gast hinaus. Offensichtlich sah der König von einer Strafe ab, winkte mir als verdutztem Zuschauer zu. Ich erhob mich und ging meinerseits zu seinem Tisch. Dort blieb ich wortlos stehen. "Sehen Sie," sagte der König "hier kommt gerade der frische Weißwein. Ich lade sie gern dazu ein, aber nun zu meinen Regeln." Er öffnete gleichzeitig eine große Flasche und sah mich verwirrt. " Was tun Sie hier?" fragte er nach. "Nun," (ich vermied eine Anrede)"ich ziehe um." Der König lachte.