Wolfgang Herrndorf setzt mit seinem Blog "Arbeit und Struktur" einfach mal ein Zeichen, ein Ausrufezeichen. Es bleibt zu hoffen, dass es ihm vergönnt ist, noch ein Buch zu schreiben oder zumindest soviel Material zu hinterlassen, dass irgend jemand seine Gedanken fertig formulieren kann.
"Tschick" wiederum ist fertig und einer der Protagonisten des gleichnamigen und wohl bekanntesten Romans von Herrndorf. Bevor ich nun anfange, hier nach zu erzählen, was ohnehin überall steht, muss ich sagen: bei mir war das alles anders.
Meine Mutter sprach auch dem Alkohol zu, aber sie dachte gar nicht über eine Entziehungskur nach. Das fand ich nicht sympathisch und auch nicht, wie man heute sagt, cool. Mein Vater schlug mich nur, wenn die Mutter ihn zu sehr nötigte, eigentlich ging es ihm gegen den Strich und er hörte später damit auf. Er hat mich anders klein gekriegt.
Leider haben mich meine Eltern auch nie während der Ferienzeit allein gelassen und es stand auch kein Tschick mit einem kaputten Auto vor der Tür, um mit mir in die Wallachei zu fahren.(Da war ich ja auch bereits.)
Stattdessen hatte ich einen kleinen Bruder, dessen Aggressionen von mir beherrscht werden wollten.
Wir waren eben eine ganz normale, noch nicht mal bürgerliche Familie. Es war eben alles nur halb Scheiße und nicht richtig wirklich, nicht romanhaft genug.
Wie Maik Klingenberg fiel ich allerdings während der Ferien in ein großes Loch, was ich eher in einer Art Schockstarre durch lebte, ohne außerhalb meiner Fantasien aktiv zu werden.
Besonders in diesem einen Sommer, wo die Mädchen unserer Klasse anlässlich einer Klassenfeier in der Wohnung unserer Klassenlehrerin auf die Idee kamen, mit den Jungs Brüderschaft zu trinken.
Warum auch immer, wir Jungens hatte meistens die Hemden aus zu der Zeit. Leider nicht die Mädchen.
Die obligatorischen Küsschen zwischen uns wurden zu einem Knutschfestival, wo man sich schnell von den unterschiedlichen Entwicklungen der Mädchen überzeugen konnte. Sicher dachte auch jeder von uns, er kann's am besten. Danach war ich verliebt, hatte aber sechs lange Wochen Pause. Mir wäre es im Traum nicht eingefallen, ein Bild für meine Angebetete zu malen, obwohl ich damals gezeichnet habe.
Das Zeichensetzen fiel mir schon immer schwer.
Da ist Maik schon wesentlich weiter, allerdings so einen Traumkumpel wie den Tschick gibt es auch kaum. So ein Underdog, der keine Chancen bei den Frauen hat, Dich bewundert und durch die Gegend chauffiert, um dann auch noch eine Issa zu treffen. Sehr schöne Nebenfiguren gibt es auch noch, z.b. den um sich schießenden Weltkriegsveteran. (Ich habe die Generationen ab Ende der zwanziger bis Ende der Vierziger Jahr des letzten Jahrhunderts schon immer für verkorkst gehalten.)
Sehr romantisch fügt sich am Ende alles, Maik verpfeift seinen Kumpel nicht vor Gericht, wie es der Vater verlangt und die Issa meldet sich am Ende brieflich zurück.
Sehr humorvoll und merkwürdig rührend geschrieben, das Werk.
Freitag, 19. Juli 2013
Donnerstag, 18. Juli 2013
Ringgeist - Bauch
Manche Dinge haben noch immer ihre Gültigkeit, gerade das aktuelle Sommerwetter zeigt wieder sehr frauliche Seiten. Am 9.9.2004 heißt es dazu:
Neulich las ich, das islamische Frauen es nicht verstehen, dass Kopftuch oder/und Verschleierung als frauenfeindliche Diskriminierung im Westen gesehen werden. Die Verkleidung der körperlichen Reize galt ursprünglich als Privileg der besser gestellten Frauen in der frühen muslimischen Gesellschaft. Im Gegensatz dazu wird die körperbetonte Kleidung der westlichen Frauen als diskriminierend gesehen.
In der Tat sehe ich auch, das Frauen vielfach nur als gutaussehende Lächlerin mit Hang zu leicht debilen Arbeiten in der Männergesellschaft einen Platz haben. Das ist nicht meine Meinung.
Ich muss aber nur in eine Bankenkantine gehen. Da sehe ich die kahl geschorenen, uniformierten Kerle in schwarzen Anzügen, selbst im Sommer, und daneben die Kolleginnen ohne Strümpfe in figurbetonter Sommerkleidung. Viele, vor allem junge Frauen, haben offenbar den Zwang, sich zu exponieren. Soviel Babyspeck aus Bauch und wenn Mann Pech hat, Hintern, hat Mann garnicht verdient. Dazu noch die tollen Arschgeweihe, äh Tätowierungen, die täglich aus der Hose rutschen. Die Reizüberflutung nimmt zu. Da wird mir nicht mehr warm. So ein Frauenhintern ist kalt, weil er aus Fett besteht und schlecht durchblutet ist. Ich werde noch ein bisschen weiter lesen.
Neulich las ich, das islamische Frauen es nicht verstehen, dass Kopftuch oder/und Verschleierung als frauenfeindliche Diskriminierung im Westen gesehen werden. Die Verkleidung der körperlichen Reize galt ursprünglich als Privileg der besser gestellten Frauen in der frühen muslimischen Gesellschaft. Im Gegensatz dazu wird die körperbetonte Kleidung der westlichen Frauen als diskriminierend gesehen.
In der Tat sehe ich auch, das Frauen vielfach nur als gutaussehende Lächlerin mit Hang zu leicht debilen Arbeiten in der Männergesellschaft einen Platz haben. Das ist nicht meine Meinung.
Ich muss aber nur in eine Bankenkantine gehen. Da sehe ich die kahl geschorenen, uniformierten Kerle in schwarzen Anzügen, selbst im Sommer, und daneben die Kolleginnen ohne Strümpfe in figurbetonter Sommerkleidung. Viele, vor allem junge Frauen, haben offenbar den Zwang, sich zu exponieren. Soviel Babyspeck aus Bauch und wenn Mann Pech hat, Hintern, hat Mann garnicht verdient. Dazu noch die tollen Arschgeweihe, äh Tätowierungen, die täglich aus der Hose rutschen. Die Reizüberflutung nimmt zu. Da wird mir nicht mehr warm. So ein Frauenhintern ist kalt, weil er aus Fett besteht und schlecht durchblutet ist. Ich werde noch ein bisschen weiter lesen.
Mittwoch, 17. Juli 2013
Der Kopte
Wer ist wir, möchte man fragen. Ich weiß es nicht. Es handelt sich ja um einen Traum, da wird nichts erklärt.
Ein Wir, wo jeder Einzelne für sich ist und doch nicht allein. Ein gutes Gefühl eben.
Wie alle kannten uns und trafen uns auf dieser Reise wieder. Eine Wochenendfahrt, Anlass war das Treffen mit dem Kopten. Er strahlte eine unglaubliche Freundlichkeit und Herzlichkeit aus, war letztlich aber immer nur er selbst. Ein dunkelhäutiger, grauhaariger Mann, schlank und mit einem kleinen Bart.
Die Umgebung war moslemisch geprägt, dennoch sollten wir einen christlichen Gottesdienst besuchen, der eher einer Jubelveranstaltung glich. Das Lachen und Singen steckte uns alle irgendwie an. Innerlich war ich dennoch sehr verblüfft über mich selbst, denn eigentlich war ich nur einer Einladung gefolgt, seiner.
Bei der Messe sahen wir ihn nicht. Nachts sehe ich einen Träger mit einem kleinen Sarg auf dem Kopf in der Dunkelheit laufen. Nahezu unerkannt.
Am nächsten Tag erfahren wir es: er war gestorben und hatte uns zu sich gerufen, ohne lange mit uns zu verweilen.
Freiheit, die ich meine, so ging es mir durch meinen Kopf. Und zum ersten Mal versuchte ich, die Melodie dazu zu singen.
Dienstag, 16. Juli 2013
Ringgeist - Zug
Weiter geht die Fahrt in die Vergangenheit. Die Gegenwart ist ja nur der Moment und wird von vielen nicht wahrgenommen und die Zukunft ist immer anders , als man denkt oder manchmal leider genau so.
Am 7.9.2004 (der Beitrag erreichte mit 159 Zugriffen Platz 20 der Top 25, im digitalen Nichts werden ihm 3-6 Maschinenzugriffe gewiss sein) bemerkte ich:
Fährt die zum Bahnhof? fragt mich ein älterer Mann in der U-Bahn-Station. Ich sage einfach nur ja. Eine andere U-Bahn als diese fährt garnicht ab, es ist die Endstation. Er guckt mich so ungläubig an, dass ich selbst schon ins Zweifeln gerate. Es geht gar nicht anders, sage ich gerade noch und steige ein. Der Mann auch, setzt sich zu einer Dame und fängt ein Gespräch an darüber, ob es nun zum Bahnhof geht oder nicht. Wären jetzt andere Leute zugegen gewesen, die hätten sich garantiert eingemischt und geantwortet. Das ist nämlich immer so, wenn mich jemand was fragt. Besser wäre es für mich, überhaupt nicht zu antworten, aber dann wäre ich unhöflich. Hinter mir auf der Rolltreppe steht jemand, der nur geht, wenn ich gehe. Eine gewisse Vorbildfunktion habe ich doch noch. Eine Dame sagte einmal zu mir, ich benutze Sie als Deckung. Also bin ich auch noch nützlich.
Die grundlegenden Eigenschaften von Leuten scheinen zu sein: da sein, wenn sie nicht gebraucht werden, unauffällig beobachten und Vorteil nehmen, wo es geht. Desweiteren die direkte Anrede nur im Notfall suchen und das Ergebnis mehrmals absichern. Im Wissen um das eigene Handeln, kann man ja auch nur so den Zug nach Nirgendwo besteigen.
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