Donnerstag, 17. November 2011

London

Wähnte mich in einer Kneipe mit vielen unbekannten, aber freundlichen, Menschen. Sie sprachen deutsch mit mir, obwohl wir in London waren. Aus dem Fenster konnte ich meinen Zug einfahren sehen, sodass ich schleunigstens zum Bahnsteig eilte. Konnte ihm aber nur hinterher sehen. Merkwürdigerweise fuhr der Zug nach Glauburg-Stockheim. Ich müsste wenigstens bis nach Frankfurt am Main. Auf den nächsten Zug zu warten, das erschien mir nicht als Option. Ich irrte durch die Strassen, versuchte mich zu erinnern. Fand mich damit ab, dass da keine Erinnerung mehr war. Nur an die Angst vorm Fahren, die mir nun vergangen war. Manchmal ertappte ich mich dabei, dass fast einnickte, so sehr entspannte ich nun beim Autofahren. Immer noch suchte ich ein Vehikel, das mich nach Frankfurt bringen würde. Ich fragte eine indische Familie, die in einem offenen Buggy saß und sich über mein Ansinnen, mit ihnen nach Frankfurt zu fahren, fast tot lachte. So möchte ich wohl enden: in den Armen des Schosses der Vergänglichkeit, in einer fremden Stadt, der Mutter meines Vergessens und der Geborgenheit der Unverfänglichkeit.   

Mittwoch, 16. November 2011

Blut

Blutspenden ist in Deutschland nicht so einfach, wie es scheint. Zwar wird in den Medien ab und an beklagt,  dass Blut fehlt, aber das heißt nicht dass das DRK potentiellen Spendern nicht ein paar ordentliche bürokratische Hürden aufstellt. Beim Blutspendedienst, zu dem man ohne Termin kommen kann, muss man jedes Mal erneut den gleichen Fragebogen ausfüllen und ein Märkchen für den Verwendungszweck aufkleben, merkwürdigerweise entscheidet man das selbst. Erst danach wird man zu einem Arzt vorgelassen, der dann eine Auswahl von Fragen wieder stellt (obwohl im Bogen schon angekreuzt). Wer von dieser Prozedur schon genervt, hat beim Blutspenden nichts zu suchen. Zunächst wird der Hämoglobinwert im Blut durch einen Piekser in den Finger festgestellt. Dann fragt der Arzt mal, ob man ausreichend getrunken hat oder nicht. Schließlich wird der Blutdruck gemessen. Ist er durch die Aufregung z.B. zu hoch, kann man unverrichteter Dinge nach hause gehen. Auch wenn man sonst völlig gesund ist und normalerweise nicht unter Bluthochdruck leidet. Eine Anfrage beim Hausarzt könnte das zwar klären, wird aber nicht gemacht. Auch ist es dem DRK reichlich egal, welche Blutgruppe man hat. Auch Spender mit seltener Blutgruppe werden da nicht anders behandelt. Man könnte das verantwortungsbewusst nennen, aber wenn ich meine Erfahrungen mit dem Blutspendedienst Baden-Württemberg-Hessen betrachte, glaube ich, dass die dort „behandelnde“ Ärztin den oder die Spender/-in typisiert und sich dann das entsprechende Ergebnis herzustellen versucht. Sie weiß, dass ich vor der Spende stets einen zu hohen Blutdruck habe, lässt mich mal zu und mal wieder nicht. (Der Blutdruck normalisiert sich bei mir nach der Spende sofort.) Mal schickt sich mich in Beisein eines anderen Arztes nach hause, weil ich dummerweise zugegeben habe, vor ein paar Monaten eine Darmspiegelung gemacht bekommen zu haben. Dann wieder sagt sie, ich habe zu wenig getrunken und wenn ich beim nächsten Mal sage, ich habe zwei Liter getrunken, meint sie, davon würde mein Blutdruck steigen. Die ganze Prozedur bringt mich schon so in Anspannung, dass mein Blutdruck allein schon dadurch durch die Decke schießt. 
Die Dame bringt weder den Mumm auf, wenigstens mal Verständnis zu zeigen, noch sieht sie zu, dass die Blutdruckmessung in einer vernünftigen Haltung und entspannt erfolgen kann.
Wenn man das DRK dann anschreibt, dann gibt es als Entschädigung einen Blutspenderucksack und ansonsten ein blutleeres Schreiben, aus dem lediglich hervor geht, mein Blutdruck sei zu hoch, deshalb habe man mich nicht zulassen können.
Das DRK kenne ich allerdings noch von einer ganz anderen Seite: als Ersthelfer musste ich mich Lehrgängen oft genug barsch vorführen lassen, weil ich nicht alles gleich richtig gemacht habe. Dass ich zum Lernen da war, hat keinen interessiert.
Fazit: wer helfen will, der ist beim DRK nicht unbedingt willkommen. Er braucht vor allem wohl die richtige Nase.
Folgerichtig bin ich kein Ersthelfer mehr und werde meinen Blutspendeausweis shreddern.
Damit helfe ich mir sehr.