Freitag, 31. Juli 2020

93 - Meine Zeit!

93-jährig starb am 25.7.2020 meine Schwiegermutter und mit ihr ein Stück altes Ostpreußen. Obwohl nicht ganz unerwartet, aber dann doch nach einer kurzen Besserung, trat für die Hinterbliebenen plötzlich der Tod ein. Nun sind alle Elternteile von meiner Frau und mir nicht mehr lebend.
Es gibt für mich zwei Leben: eines vor dem Tod der Eltern und eines danach.
Denn mit dem Versterben der Eltern endet auch das Kind-Sein. Welche Ziele sollen wir dann noch erreichen, denn wir werden eine der nächste Generationen sein, die abtreten müssen.
Der Tod beendet das, was wir als unsere Erkenntnis von unserer Individualität besitzen. Er löscht das Erlebte unwiderruflich. Zum Glück hat die Verstorbene ein Buch hinterlassen, in dem sie über ihr Leben berichtet. Das können nicht alle von sich sagen und nicht alle Menschen haben Nachkommen, die sich für das Geschriebene interessieren. Bei uns ist das anders, insofern kann man von einem Glücksfall reden. Zum 90. Geburtstag der Verstorbenen hatte ich ein Gedicht verfasst, dass ich aber nicht vortrug. Ich hatte bei den Feierlichkeiten nicht das Gefühl, dass andere Menschen und Gedanken für meine Schwiegermutter im Augenblick interessanter waren als ein kleines Gedicht. So ist das mit den besonderen Tagen, sie gehen vorbei und hinterher weiß keiner mehr, was sich eigentlich abgespielt hat. Bei der Trauerfeier war es nun leichter, das Gedicht zu Gehör zu bringen. Leider hat es meine Schwiegermutter nicht mehr gehört. Es ist eine sehr kurze Beschreibung ihres Lebens, ohne all zu viel über sie öffentlich zu machen.

Oma Leni ist die allerbeste,
deshalb feiern wir heute feste.
Vor 90 Jahren hat sie in Neidenburg das Licht der Welt erblickt,
der Weg nach Westen war schwer, doch ist er geglückt.
Sie sagte einmal, in Ostpreußen, da wäre ich versauert.
Den Verlust der alten Heimat hat sie dennoch bedauert.
Das neue Leben führte sie schließlich nach Ostwestfalen-Lippe.
Hier trafen sich viele aus ihrer Sippe.
Sie schaute nicht allzu gern zurück,
fand lieber mit Friedrich ein Lebensglück.
Die Familie wuchs im eigenen Haus,
drei Kinder erzogen, zwei zogen aus.
Und sind auch manche Menschen verstorben, die sie einst kannte,
Leni freut sich über zwei Enkel als nahe Verwandte.

"Meine Zeit!" sagte meine Schwiegermutter immer, wenn sie sich ein bisschen aufregte. So hat jeder seine Zeit, aber eben nur die eine.

Mittwoch, 29. Juli 2020

People are People

Der Abschied von der Firma, bei der ich seit 1988 tätig war, lag mir an.
Wie immer an besonderen Tagen hatte ich Spätdienst. Das bedeutete, dass ich so oder so bis 20 Uhr blieb. Auch fehlte es nicht an Ermahnungen, auf dieses oder jenes besonders zu achten.in meiner Vorstellung spielte eine Band, die ich nicht besonders möchte. Depeche Mode, People are People, das passte irgendwie. 
Die Party, die nebenbei zu meinem Dienst lief, sie fand real gar nicht statt. 
Am Nachmittag des letzten Arbeitstag als Vollzeit-Angestellter ging ich zwischendurch zur Massage, erhielt einen Anruf von meinem Chef, der es bei einem Versuch beließ. Eine Abschiedsfeier hatte ich mir nicht bestellt. Zum Einen hätte ich nur ein ne begrenzte Anzahl an Personen einladen dürfen, zum anderen wollte ich Leuten die Qual ersparen, einer Einladung folgen zu müssen, auf die sie keine Lust haben. Mein Beliebtheitsgrad in der Firma war nicht optimal, selbst mein oberster Chef drehte sich weg, als ich ihm zum 60. Geburtstag gratulieren wollte. 
So endete die Arbeit, bei der man Spass am Umgang mit Zahlen haben sollte, recht schlicht. Weitere anderthalb Jahre stellte ich mich noch als Minijobber zur Verfügung, um Urlaubsvertretungen aufzufangen. Dann war das Aus, verkündet durch ein Betriebsratsmitglied, endgültig. 
Nach 29,5 Jahren ist eines sicher: Kontakt zu Ex-Kolleginnen oder -Kollegen oder gar Offiziellen wird es nicht geben.


Sonntag, 26. Juli 2020

Tierisch

Siehe, darum will ich lieber Schweinehirte sein auf Amagerbro und von den Schweinen verstanden werden, als Dichter sein und von den Menschen missverstanden werden." (aus "Søren Kierkegaard: Entweder – Oder "
Da hat der Gute Recht, zwar bin ich kein Schweinehirte aber ein Hundebesitzer.
Hunde wissen immer was zu tun ist und wen sie lieben sollten. Sie haben auch keine Kenntnis vom Tod, sie leben einfach. Das erscheint mir als schlüssiges Konzept. Und wie komme ich nun auf das Pik-Ass? Es soll angeblich die Todeskarte sein. Menschliche Symbolik eben..