Samstag, 15. Februar 2014

Ringgeist - Konzept

Dieses Thema entstand am 8.3.2008, da stand der Frühling nicht nur an, sondern auch Pate. Offensichtlich begann ich meinen Lebensmut wieder zu gewinnen.

Sie setzt sich mir gegenüber, ich weiß nicht, ob sie Ohrhörer drin hat, will nicht aufdringlich hinsehen. Da ich auf jemanden warte, schaue ich von meinem Außenplatz auf den Gang, mehrfach. Sie folgt meinem Blick. Während ich meinem MP3-Player lausche, sehe ich aus dem Fenster. Kahle Bäume fliegen vorbei. Im Fenster spiegelt sich ihr Gesicht. Sie sieht auch hinaus. Ihr Augen sind groß, ihre Pupillen scheinen auf einer großen, weißen Fläche zu schwimmen, wenn sie die Blickrichtung wechselt. Es ist ein junges Mädchen mit halblangen blonden Haaren und einem glatten Gesicht, kein Allerweltsgesicht, eher das einer wissenden Unschuld. Aber das ist Interpretation. Ich muss mich konzentrieren, meine Gedanken fliegen und kreisen irgendwann um die Vorstellung, wie gut das männliche und das weibliche Geschlechtsorgan harmonieren können. Völlig ohne den übrigen Körper funktionieren, er umschlungen von ihr, das kann doch alles nicht wahr sein. Wieso denke ich so etwas. Wieder sehe ich den Gang hinunter, sie merkt es. Es ist absurd, was denke ich hier? Sie ist sicher wirklich gut. Ich bewege den Mund, weil ich die Anspannung lösen muss, sonst würde ich beginnen, zu grinsen. Sie gähnt, nimmt aber die Hand nicht vor den Mund. Ihr Zähne, ihre Zunge, alles liegt vor mir. Dann holt sie einen Lippenstift aus der Handtasche, zieht nach.
Warum kann ich nicht einfach schön unbeteiligt tun? Sie beobachtet mich unbeobachtet, meine neue Brille, mein offenes Jackett, meine Hände? Wohin mit den Händen, bloß nicht auf die Hose. Ich falte sie, wie zum Gebet. Die Travelling Wilburys spielen. "He loves your sense of humour" etc. Gott sei Dank, sie holt jetzt eine Zeitschrift aus ihrer Tasche und beginnt zu lesen. Hat sie etwa eine dunkle Brille auf? Im Fensterspiegel sieht das so aus, würde ihren Blick erklären. Aber in natura hat sie nicht. Es sind einfach ihre dunklen Augen und die Schminke, die so wirkt.. Sie lacht, ihre Zahnreihe oben liegt frei. Ich sehe ihren roten Mund und die Zähne darin, wie bei einem Hai, der immer näher kommt. Der Mund steht etwas vor.
Ich drehe meinen Kopf schräg nach oben, aber da ist niemand, sieht sicher albern aus. Gleichzeitig versucht meine Kiefermuskulatur, mir ein Grinsen zu erlauben. Das ist zu gut, ich möchte lachen. Es springt aber nur eine Übung für den Unterkiefer heraus. Ich tue so, als müsste ich was kauen und schlucke. Sie hat sich vom Lachen erholt und liest weiter. Dann sieht sie geradeaus, ja, ich müsste jetzt mal nach der verabredeten Person auf die Suche gehen. Will in die Unverbindlichkeit zurück, beobachte einen Mann beim Einsteigen und Platz nehmen. Dabei sieht sie mir zu. Jetzt eine kleine Drehung und ich bin direkt in ihren Augen. Sie scheinen hellbraun zu sein oder ist es grau, noch nicht einmal das kriege ich heraus.
Nun stehe ich auf und gehe. Zum Glück bin ich angezogen.

Freitag, 14. Februar 2014

Fliegende Gedanken oder Dr. Mahn's Flying Circus

Was mit meinem Gehirn los ist, weiß ich nicht. Es hat sich von mir zeitweise verabschiedet. Führt ein Eigenleben, getrennt von mir und meinem täglichen Leben. In Stress-Situationen spielt es mir meine Lieblingsmusik ein, zum Durchhalten. Das ist angenehm, das hat es schon immer gemacht.
Nun aber trifft es eigenständige Verabredungen mit meinem Vater, der immer irgendwo anders auf mich wartet. Es begegnet einem ebenso verstorbenen alten Arbeitskollegen oder lässt mich ganz einfach in aussichtslosen Situationen stecken. Auch lebende Personen werden in dieses Spiel glaubhaft mit ein bezogen. So wurstele ich fremden Autos herum, die ich nicht anhalten kann und wenn doch, dann kann ich nicht aussteigen. Befinde ich mich in mir sehr vertrauten gemütlichen Kasseler Kneipen, in die mich mein Vater als Jugendlichen am Samstagabend immer mitgenommen hatte. Sogar der Dialekt der Leute stimmt. Nur der Blick aus dem Fenster zeigt einen Fluss mit einer fremden Skyline. Irgend etwas stört die Harmonie immer.
So stolpere ich weiter durch Hotelräume, ohne den Ausgang zu finden. Werde in einem der Zimmer festgehalten und bloß gestellt, kann den Irrtum aufklären und erhalte eine wohlwollende Genehmigung zum Verlassen des Platzes, Letzteres gelingt mir freilich nicht.
So gestärkt, im Bewusstsein einer überbordenden Phantasie, deren Inhalte ich nur meist vergesse, sitze ich im Wartezimmer eines Orthopäden und warte. Warten nicht auf Godot, sondern auf Dr. Mahn, den ich niemals zu sehen kriegen werde. Die Arzthelferin meint dazu, dass ich ja die freie Arztwahl hätte.
Mein Gehirn hat also nicht ganz unrecht mit diesen ganzen Einspielungen. Das Leben ist zu surreal, als das man allein damit leben könnte. Ich will ihm dankbar sein für seine Projektionen. Solange es mich nicht dazu bringt, mir mit meinem Afterschave die Zähne zu putzen oder mit der Zahnbürste meine Haare zu frisieren, ist alles gut.
      

Donnerstag, 13. Februar 2014

Ringgeist - Roland, der Koch

Im Jahr 2008 standen Landtagswahlen an. So lag die Vermutung nahe, dass die Presseberichte über jugendliche U-Bahnschläger nicht ganz zufällig in den Mittelpunkt der Berichterstattung gelangten. Am 11.1.2008 machte ich mir die folgenden Gedanken. Der sympathische Politiker menschelt inzwischen ein bisschen mehr und verdient seine Brötchen in der Baubranche. Angie sei Dank!

Plötzlich tauchen sie auf. die jugendlichen Schläger mit Migrationshintergrund, plötzlich wie der Feinstaub. Dem Roland sei’s gedankt, er hat zur Landtagswahl in Hessen mal wieder seinen Giftschrank geöffnet und einen absoluten Evergreen ausgegraben. Fast könnte man meinen, die Frankfurter Schläger hätten Geld für ihre Aktion bekommen, denn nun rauscht es gewaltig im Blätterwald und in den Medien. Fast jeden Tag wird irgendwo her irgendein Vorfall gemeldet.
Neu ist das aber gar nicht. Seit Jahren schon werden die Sitze von U-Bahnen aufgeschlitzt, Scheiben eingeschlagen und beschmiert. Das man zu gewissen Uhrzeiten besser nicht die U2 ab Bonames benutzen sollte, ist auch Allgemeinwissen. Aber auch woanders ist es nicht besser. In Bad Vilbel mühen sich die Handwerker, die Schmierereien zu entfernen, die nachts wieder neu am Nordbahnhof angebracht werden.
Wer sein Eigentum nicht schützt, dem wird es genommen oder es wird zerstört. Notfalls schlägt man den, der sich entgegen stellt. Das ist doch leicht zu verstehen. Wir haben nun mal eine Menge Menschen im Land, die nicht hier sind, weil sie Deutschland so schätzen, sondern weil es hier, so oder so, mehr zu holen gibt als in ihrer Heimat. Multi-Kulti ist Quatsch, denn Multi-Kulti kann keine Identifikation bieten. Dazu kommt, dass auch die Deutschen selbst das Gemeinschaftseigentum nicht sonderlich pfleglich behandeln. Woher also sollen Ausländer die Achtung vor unserem Gemeinschaftseigentum nehmen? Man mag auf Vernunft setzen, helfen wird dies bei Problemfällen kaum. Deswegen ist der Schutz der Stationen und des Personals durch Sicherheitspersonal und Überwachung die einzige Lösung. Und da wird auch Roland Koch kaum helfen. Denn in unserer Gesellschaft ist es wichtig, Personal und Kosten zu sparen und die Menschen lieber sich selbst zu überlassen. Eher bürdet man einem U-Bahn-Fahrer noch mehr zusätzliche Aufgaben auf, um die Fahrgäste zu schützen und denkt über eine Untertunnelung einer U-Bahnstrecke nach, weil ein paar Idioten nicht begreifen, dass sie den Fußgängerüberweg nutzen sollen oder meinen, sie hätten keine Zeit dazu, als das man beim Thema Sicherheit endlich mal klotzen würde. Da brächte zwar jede Menge Arbeitsplätze, aber es muss ja gespart werden.
Ändern wird Roland Koch nichts, aber er will ja auch in erster Linie Ministerpräsident bleiben. Das ist ein ganz mickriger Hintergrund.

Montag, 10. Februar 2014

Ringgeist - Singe, wem Gesang gegeben

Ein Dauerbrenner, die Medien und hier insbesondere das Fernsehen, beschäftigten mich und so ist dieser fast schon historische Rückblick vom 14.2.2008 erneut zu lesen.

Das gilt heutzutage nicht mehr. Nun singen sie wieder, statt im Schrank zu bleiben, die unvergesslichen Superstaranwärter bei Herrn Bohlen. Das er sie lächerlich macht, ist nur gerecht. Schließlich moderieren im Z.D.F.-Morgenmagazin ja auch Leute, die es nicht können. Da macht sich keiner drüber lustig. Erst nehmen soll man die Veranstaltung, die vor langweilig holprigen Moderationen nur so strotzt. Das einzig Interessante war heute der "Heidi Klum-Look" von Patrizia Schäfer. Scheint da so ein bisschen unterdrückte Verruchtheit auf? Dieser Frage mag ich mich mehr hingeben, als dem Thema Valentinstag. Ein Kommerzfest, was im öffentlich-entrechteten Fernsehen natürlich unbedingt seinen Platz braucht. Wenigstens war Volker Kauder heute morgen mal nicht da. Auch mit dem Ersten sieht man anscheinend nicht besser. Frank Plasberg beschäftigte sich mit Thema "Sind die Deutschen zu dick?" Haben wir keine anderen Sorgen, fragt man uns nicht. Vielleicht ist es doch gut, Star zu werden, dann kann man nämlich herausgeholt werden.