Freitag, 13. Juli 2012
2003 - IX
Bembel-Logic
Wer allzeit
krampft und ewig krämt,
sich seiner
Nörgelei nicht schämt,
der hat den
Lebensweg verpasst
und ist als
Mensch schon bald verblasst.
Donnerstag, 12. Juli 2012
2003 - VIII
Forsthaus Falkenau
Wir alle kennen sie, die realistischen Vorabendserien der öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramme. Leute in Designerklamotten lümmeln vollgeschminkt im Bett herum. Die Häuser und das Interieur sind picobello und Erfolg haben diese Menschen prinzipiell, krabbeln aus immer neuen Karossen, ohne Türen abschließen zu müssen und das einzige Problem ist die Suche nach Problemen. Diese sind so herrlich plakativ und unrealistisch, dass das Zusehen Freude macht. Natürlich gibt es immer ein Happyend und wer hat die Ideen dazu?
Im Forsthaus Falkenau fast immer der Oberförster. Eine mythische Wirkung strahlt er aus, wenn er durch den ach so bayerischen Wald schreitet.
Ihm nimmt man nichts übel, denn er hat für alles eine Lösung. Das finden alle immer so gut, dass sie sich trotz der scheinbar größten Streitereien am Ende immer versöhnen. So ein Oberförster ist eben nicht nur im Wald der König, sondern auch im Leben. So einfach ist das. Da Frauen das Gute im Mann ja schnell erkennen, bleibt ihnen gar nichts anderes übrig, als ihn zu schätzen und so findet sich, wenn des Försters Frau sich selbst verwirklichen will, schnell ein kompetenter fachlicher Ersatz. Die Frau für einen modernen, dominanten Oberförster muss nicht nur im Haus was drauf haben, nein, sie sollte auch beruflich glänzen, ohne dem Oberförster die Schau zu stehlen. Eine versteckte Koryphäe, sozusagen im Wald versunken. Überhaupt, der Wald, er spiegelt die Sehnsucht nach einer intakten, aber beherrschbaren Natur wieder. Der Mensch macht seine Fehler wieder gut, weil er so genau über die Natur Bescheid weiß. Da kommt der Glaube an das menschliche Wissen ins Spiel. Obwohl täglich widerlegt, ist das doch eine schöne Ideologie. Der Oberförster, der Massimo- Leader derselben? Schon das Wort "Ober" deutet darauf hin. Er verinnerlicht die Sache an sich und ordnet sich selbst völlig unter. Somit ist er ein guter Deutscher. Ob er im heutigen Berufsleben damit eine Chance hätte, das müsste separat betrachtet werden. Das Forsthaus jedenfalls ist der Hort des Wahren, Schönen und Guten und nicht die Oper: mein Haus, mein Auto, meine Frau ..
Mittwoch, 11. Juli 2012
2003 - VII
Prince
Ein Universumzu klein für die Welt
da draußen
und doch so groß
in der Kraft der Beherrschung,
so abgeschlossen,
so schön und
doch so zerbrechlich.
Es steht nicht
auf meinem Wunschzettel
und doch habe
ich es bekommen.
Die Sterne am Firmament
sind meine Wünsche,
die Wüste ist
meine Erde,
das Wasser mein Durst,
meine Unruhe ist
der Wind,
die Bäume meine
Erinnerung,
deren Blätter fallen,
der Wald ist mein
Versteck
und die Flüsse
meine Gedanken,
das Meer ist mein
Ursprung und die
Wolken meine
Vergänglichkeit,
die Musik mein Herz,
der Stein meine Ruhe.
Gibt es einen Antrieb,
der die Schwerkraft meines
Planeten überwindet,
fragt sich der kleine
Prinz und stürzt
zuweilen ab.
Dienstag, 10. Juli 2012
10. Juli
Es wurde einst ein Kuss geboren, an den ich mich erinnern mag.
Wie viel Zeit ging seither verloren an diesem wundervollen Tag?
Alt, das wird man selber,
jung bleibt die Erinnerung.
Samstag, 7. Juli 2012
2003 - VI
Freitag, 6. Juli 2012
2003 - V
Die Vorstellung
Rasiermessersitz, 1. Reihe, wir sitzen in einem Lichtspielhaus. Die Stimmung im Saal ist angespannt amüsiert. Schließlich wird etwas geboten und das hat man zu würdigen.
Schwarzweißfilme flimmern von Streifen und Punkten durchzogen über die Leinwand.
Die ersten kalten Farbsequenzen sind stolz untergemischt. Ab der dritten Reihe sitzen hinter uns Soldaten in grauen Ausgehuniformen. Die sind etwas besonderes, scheinen die einzig freien Menschen im Saal zu sein. Ihre Begeisterung scheint mir aufrichtiger und gleichzeitig will ich mich richtig verhalten, weil es ja jemand sehen könnte, wenn es mich nicht interessiert.
Von großen Plänen ist die Rede, es scheint so eine Art Wochenschau am Anfang zu sein. Ein freies Feld wird gezeigt mit dem Blick zum Horizont. Hier soll einmal das Nordwestzentrum entstehen, so tönt es laut. Da vermischen sich die Ereignisse, scherenschnittartig werden zwei Profile von Politikern eingeblendet. Der Kommentator nennt die Namen: Lafontaine und Schröder heißen diese beiden Figuren. Der Sprecher überschlägt sich, denen sähe man es an der Nase an, wer sie seien. Die Nasen schieben sich noch ein bisschen weiter vor. Ich überlegte, wieso hier aktuelle Politiker gemeint sein können.
Der Sprecher bekommt spontanen Applaus für seinen Kommentar.
Die Vorstellung ist zu Ende. Wir verlassen den Saal. Gehen durch lange Gänge an Ausstellungstücken vorbei, die den Blick auf schneebedeckte Gipfel versperren. Meine Frau möchte so gern die Zugspitze sehen, Deutschlands höchsten Berg. Ich suche die Bergformationen ab, sage noch, kennst Du denn die Zugspitze nicht? Der Gang hat kleine Nebenräume. Aus einem Raum höre ich, wie einem Mann erklärt wird, das er diese oder jene Rechte nicht hat, weil er eben kein Volksgenosse ist. Wenn er einer wäre, könnte er natürlich dieses oder jenes bekommen. In mein Erstaunen, wie leicht es doch ist, zu sagen, das ein Mensch unter anderen steht, mischt sich neues Unbehagen. Das Gespräch hörte sich bestimmt aber freundlich an. Es gab keinen Streit oder schlechte Stimmung. Es ist, wie wenn einem Vertragsbedingungen für einen Vertrag, den man nie unterschrieben hat, erklärt werden. Pech gehabt, das es diesen Vertrag doch gibt.
Endlich sehe ich die Zugspitze allein da stehen. Fast, so scheint es mir so, als ließe sie die Schulter nach rechts hängen. Ich zeige sie meiner Frau. Ich bemerke, dass ich nur einen Kulturbeutel bei mir und diesen unter dem Arm festgeklemmt habe und sage zu ihr: ich glaube, so richtig wohl fühle ich mich erst, wenn wir wieder in unserer Zeit sind.
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