Dienstag, 28. Juni 2011

1991 - VI

Der Fußballtorwart Wittkowski liegt 62jährig im Sterben. Einige Fußballer erklären auf Anhieb, dass sie ihn besuchen. Auf dem Totenbett bekommt er letzte Fragen gestellt. Und er antwortet mit rasselndem Atem, aber ruhig. Ja, in seinem Leben wäre nicht viel passiert, aber die Franzosen würden auch nicht jeden Tag die Marseillaise spielen. Nun habe er sich eben hingelegt und wolle ein wenig ausruhen. Dann fiel er zurück ins Kissen. –

Montag, 27. Juni 2011

1991 - V

In der UdSSR hat es einen Putsch gegeben, der nun heute endgültig zugunsten Gorbatschows entschieden wurde. Jelzin dürfte der neue starke Mann sein. Die Republiken werden jetzt noch selbstständiger. Schade, dass auch dieses Mal wieder Menschen sterben mussten, auch wenn es nicht mehr als fünf waren. –

Sonntag, 26. Juni 2011

1991 - IV

Nach dem Peter-Prinzip bin ich drauf und dran, die Stufe meiner Unfähigkeit durch freiwillige Selbstbeschränkung zu vermeiden. –

Samstag, 25. Juni 2011

1991 - III

Das Leben ist wie eine Geschichte. Man kann sie wegwerfen, aber trotzdem wurde sie geschrieben.

Freitag, 24. Juni 2011

1991 - II

Der Mensch scheint zu seiner Selbstzerstörung geboren. Der Algenschaum interessiert so wenig wie die Tatsache, das die ständige Zigarettenrauchinhalation jeden Aufenthalt an der Nordsee ungesund macht. Vom Meer aus sieht das Land so klein aus. Wir haben uns von unserer Lebensgrundlage entfernt und vergessen, dass deren Intaktheit unsere Existenz noch heute sichert. Das Meer ist der Atem und der ist angesichts der Größe des uns bekannten Universums vergleichsweise gering und kostbar. –

Donnerstag, 23. Juni 2011

1991 - I

Heute wurden Bilder gefangener alliierter Soldaten im Fernsehen gezeigt. Sie sind offensichtlich zu Aussagen gezwungen worden. Es ist schlimm, das zu sehen. Hier wird jeden Tag demonstriert gegen die USA, dort wird handfest gegen Menschenrechte verstoßen. Wenn Nostradamus den dritten Weltkrieg voraussagte, dann sollte er vom Nahen Osten ausgehen. Es sieht so aus, als behielte er recht. In den arabischen Ländern demonstriert man für Krieg. –

Mittwoch, 22. Juni 2011

1990 - VI

Mein Vater hätte mir ein Fotoheft zusammengestellt, das Bilder aller Menschen enthielt, die mir etwas bedeuten. Es waren schwarzweiße Bilder, so wie Fußballsammelbilder. Irgendwie sollte ich Leuten vorgestellt werden, die alle sehr krank waren. Ein Mädchen, das ich gern mochte, war auch dabei. Aber leider war auch sie zu krank oder irgendwas hinderte uns, vielleicht meine eigene Trägheit, zusammen zu kommen. Vielleicht störte auch die Bestimmung. So bin ich eigentlich in Gedanken immer bei Menschen, die ich so gut wie nicht mehr sehe oder sie sind bei mir.