Dienstag, 11. Juli 2017

46

Stehe an der Kasse , sie lächelt mir zu. Sie kassiert, ich will mein Glas abgeben, habe eine Rotweinflasche in der Hand, von der ich glaube, dass sie leer ist. Sie meint, da wäre noch was drin. Ich giesse den Rest ins Wasserglas. Es wird noch halb voll. Ich kann mich nicht von ihr lösen und warte, bis ihr Kassendienst beendet ist. Sie kommt auf mich zu, lächelt mich an. Ich nehme sie in den Arm. Sie ist schlank, blond und sieht gut aus. Mädchen, sage ich zu ihr, ich bin 46.
Sie lacht nur, sagt, es mache ihr nichts aus. Da fällt mir mein 50. Geburtstag ein, den ich ihr beichte. Ihr lächelnder Gesichtsausdruck mischt sich mit Ungläubigkeit. Aber auch die 60 habe ich schon erledigt, ich muss die Wahrheit erzählen. Sie beendet unsere Zweisamkeit, fast beleidigt zieht sie ab und in meiner Seele bleibt die Einsamkeit zurück.

Montag, 3. Juli 2017

Angekommen

Wo Hunde Fellnasen heissen
und Ferienwohnungen sich als "Oerli" preisen,
das ist da, wo ich jetzt bin
auf der Suche nach dem Sinn.

Freitag, 30. Juni 2017

Auf den Hund gekommen

Eine Ehe kann so vie/bedeuten:
Du hörst keine Musik mehr im Auto,
Du findest Dich auf den Strassen des Landes als Reisender wieder,
Du machst nichts mehr ungestört,
Du schläfst wenig und lebst virtuell.
Aber Hauptsache Du bist gesund
und hast einen groß kleinen Hund.

Donnerstag, 22. Juni 2017

B.D.S.M.

B - Bescheidenheit - Es gibt nicht für alles eine Lösung, für manches gar keine.
D - Demut - Menschliche Beschränktheit begrenzt jede Erkenntnis.
S -Stolz - Stolzsein ist Selbstbewusstsein,
aus eigenen Fehlern lernen.
M -Mut - Der Feigling stirbt tausend Tode und macht trotzdem weiter.

Donnerstag, 15. Juni 2017

Sonnenwende

Der Himmel ist schwarz,
die Sonne brennt.
Meine Uhr aus Quarz,
der Zeiger rennt.
Was soll mir das alles
um auf einsamen Wegen,
im Falle des Falles
Aufmerksamkeit zu erregen.

Freitag, 9. Juni 2017

Meine Susis

Meine werden gar nichts wissen,
mich nicht allzu sehr vermissen.
Meine sind vielleicht gar nicht meine,
haben lange Haare und auch Beine.
Einstmals wollten sie mich dissen,
die Fahne weiß werde ich nicht hissen.
Wer nicht weiss, wovon hier die Rede ist,
der ist weder ein Opti- noch ein Pessimist.

Montag, 5. Juni 2017

Richard David Precht (Eine philosophische Reise)

Wer bin ich und wenn ja, wie viele? 

Das ist aus der Sicht der Hirnforschung eine berechtigte Frage, die mich an die Sendung "Was bin ich?" erinnert. Der Autor führte in seinem 2007 erschienenen Buch Erkenntnisse aus den unterschiedlichsten wissenschaftlichen Disziplinen zusammen.
Dennoch fällt es nicht schwer, die Essenz des Buches zu finden.
Das Ego ist schließlich das Ergebnis komplexer verschiedener Bereiche unseres Gehirns. 
Doch unser Bewusstsein ist zum Einen an unser Dasein als Säugetier gebunden und zum anderen gibt es tatsächlich viele verschiedene Zustände unseres Bewusstseins. Mehrfach haben sich Philosophien die Frage nach der Freiheit unseres Bewusstseins gestellt. Wie frei entscheiden wir vernunftgemäß, wie stark ist unser Unterbewusstsein? 
Beim Lesen des Buches wird einem immer mehr klar, wie wenig wir wirklich über uns wissen.
Da hilft wieder nur die Philosophie. Epikur lebte im antiken Athen lange vor Christi Geburt und hielt von unserer Erkenntnisfähigkeit gar nichts. Er hielt sich an das, was er zu sehen glaubte. Der Tod war für ihn kein Thema, denn wenn er eintrete, dann wäre er nicht mehr da. (Mein Vater sagte mal, von mir wirst Du es nicht erfahren.) Das Wissen um die Endlichkeit ist aber geradezu das, was uns vermutlich von den Tieren unterscheidet. 
Unsere engsten Verwandten im Tierreich, die Menschenaffen, verstehen immerhin unter besonderen Laborbedingungen unsere Sprache. Sie verfügen über eine Intelligenz und einen kleinen Wortschatz, den sie in freier Wildbahn nie und nimmer erlernen, weil sie ihn nicht brauchen.
Unsere Erkenntnisfähigkeit ist also sehr von unseren Lebensbedingungen abhängig. Das Gehirn verhält sich bei Unterforderung so wie unsere Muskeln, es baut ab.
Am Ende des Buches bleibt die Frage nach dem Glück. Das hängt, obwohl der 
Mensch nach materiellem Wohlstand strebt, aber nicht von ihm ab. Soziale Beziehungen sollen nach Studien wichtiger sein. Vermutlich ist das soziale Miteinander so etwas wie der Sinn des Lebens, denn einsam will kein Mensch sein. Den Sinn des Lebens erkennen zu können, das scheint auch nicht unsere Aufgabe zu sein. Wir können froh sein, wenn wir zu wissen glauben, wer wir sind.