Posts mit dem Label Vater werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Vater werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Freitag, 20. Juni 2025

Abreisetag

Im Hotel hatten fast alle Reisenden ihre Koffer gepackt und waren bereits abgereist. Ich wartete noch darauf, dass mich meine Eltern abholen würden. Meinen Koffer hatte ich im Bereich der Rezeption gelagert. Ich wollte ihn nun schon nach draußen bringen und musste feststellen, dass eine Frau dabei war, meine Wäsche einzeln sorgsam aus meinem Koffer zu entnehmen und daneben zu stapeln. 
Sie fuhr auch damit fort, als ich sie darauf ansprach. So ging ich zu der mir lange bekannten Hotelbesitzerin an der Rezeption und machte sie auf den Vorfall aufmerksam. Nee, meinte sie, sie hätte das nicht in Auftrag gegeben. Das wäre nicht ihre Art und die Dame sei auch nicht bei ihr angestellt. Als ich zurück kehrte, um die Sache selbst zu klären, sah ich gerade noch eine Frau verschwinden, die es nicht versäumt hatte, der Hotelbesitzerin noch kurz zuzuwinken. Was mich wunderte, das war zudem, dass mein Vater nicht auftauchte. Wenn er etwas versprach, hielt er das normalerweise.
Nachdem ich meinen Koffer wieder reisefähig zusammen gepackt hatte, 
beließ ich es bei einen kurzen Gruß an die Chefin des Hauses. Sie erwiderte etwas, was sich nach einer Frage nach meinen
Eltern anhörte, die sie gar nicht kannte.
Ich antwortete wahrgemäß, dass sie schon lange verstorben seien.

Dienstag, 11. Juni 2024

Vater & Sohn

Mein Vater legte sich nachmittags, wenn er seine Schichtarbeit vom Tage schon hinter sich hatte, ins Bett. Ich durfte in das andere Bett im Schlafzimmer. Er erzählte mir eine Geschichte. Vergessen habe ich sie schon lange. Aber damals fand ich, dass es eine schöne Geschichte war. Jetzt bin ich viel älter, liege auch fast täglich mal im Bett, ohne das ein Sohn im anderen Bett liegt.
Geschichten erzähle ich anderen Menschen, zuletzt meiner Logopädin. So etwas wie unser Leben geht so schnell vorbei. Mein Vater glaubte nicht, dass nach dem Tod noch etwas kommt. Er hatte sehr viele Tote gesehen nach dem großen Bombenangriff auf Kassel. 

Später, sagte er mal, dass man mit seinen Knochen die Äpfel von den Bäumen schmeißen könnte  Wenn er mal tot sei, würde ich davon von ihm nichts erfahren. Denn seine letzten Jahre lebte er allein. Ich selber war damals noch anderer Meinung und hatte das Gefühl, als ich Abschied an seinem Totenbett genommen hatte, dass er noch irgendwie im Raum sei. 
Je näher mein Ableben kpommt, glaube ich allerdings nicht an eine andere Existenz mehr. Eine Energie hat die Materie geschaffen und die Existenz unserer Körper ermöglicht. Aber sie kommt und geht.
Was wir als Wirklichkeit sehen, das ist reine Nervensache. Eine Wahrheit lässt sich daraus nicht erkennen. Je mehr wir weiter in die Welt der Nullen und Einsen der Atome eindringen, sehen wir zwar kein En
de der Energie, aber unsere Persönlichkeit stirbt mit unserem Körper.