Mein Vater legte sich nachmittags, wenn er seine Schichtarbeit vom Tage schon hinter sich hatte, ins Bett. Ich durfte in das andere Bett im Schlafzimmer. Er erzählte mir eine Geschichte. Vergessen habe ich sie schon lange. Aber damals fand ich, dass es eine schöne Geschichte war. Jetzt bin ich viel älter, liege auch fast täglich mal im Bett, ohne das ein Sohn im anderen Bett liegt.
Geschichten erzähle ich anderen Menschen, zuletzt meiner Logopädin. So etwas wie unser Leben geht so schnell vorbei. Mein Vater glaubte nicht, dass nach dem Tod noch etwas kommt. Er hatte sehr viele Tote gesehen nach dem großen Bombenangriff auf Kassel.
Später, sagte er mal, dass man mit seinen Knochen die Äpfel von den Bäumen schmeißen könnte Wenn er mal tot sei, würde ich davon von ihm nichts erfahren. Denn seine letzten Jahre lebte er allein. Ich selber war damals noch anderer Meinung und hatte das Gefühl, als ich Abschied an seinem Totenbett genommen hatte, dass er noch irgendwie im Raum sei.
Je näher mein Ableben kpommt, glaube ich allerdings nicht an eine andere Existenz mehr. Eine Energie hat die Materie geschaffen und die Existenz unserer Körper ermöglicht. Aber sie kommt und geht.
Was wir als Wirklichkeit sehen, das ist reine Nervensache. Eine Wahrheit lässt sich daraus nicht erkennen. Je mehr wir weiter in die Welt der Nullen und Einsen der Atome eindringen, sehen wir zwar kein En
de der Energie, aber unsere Persönlichkeit stirbt mit unserem Körper.