Erstaunlich tauchte im Traum mein ehemaliger Chef auf, um mir bei meiner neuen Arbeit Tipps zu geben, damit ich mich besser zurecht fände.
In der Realität war er wesentlich weniger freundlich gewesen. Eine Abmahnung gab er mir, weil ich die Abteilung des Schweizer Verlags, bei dem ich damals arbeitete, seiner Ansicht nach aufgestachelt hatte nicht zu einer Weihnachtsfeier zu gehen, zu der er eingeladen hatte. Mein Chef hatte einen Abteilungsleiter eingestellt, um das Team zu überwachen und uns bei der Arbeit anzutreiben. Da ich über einen gewissen Einfluss auf meine Kolleginnen verfügte, gingen wir stattdessen auf eigene Kosten zusammen am gleichen Abend essen.
Nach der Abmahnung suchte ich mir erfolgreich einen neuen Job und ließ mir meine lieb gewonnene Kolleginnen sitzen.
Strafen bekam ich dennoch, auch wenn von der Firma verlangte Geldbeträge für angebliche Fehler von mir rechtlich abgewehrt wurde, erhielt ich keine betriebliche Altersrente. Die bereits gezahlten Beiträge kamen dann anderen zugute. Der sehr willige Abteilungsleiter ruht mittlerweile in Frieden.
Als ich vor einigen Jahren die Absicht hatte, an einem Treffen ehemaliger Mitarbeiter/-innen, nach Info einer ehemaligen Kollegin teilzunehmen, wurde mir der Termin nicht genannt.
Diesen fast zehn Jahren meiner Tätigkeit für den Schweizer Verlag folgten bis zu meiner Rente fast 30 Jahre bei einem Zeitungsverlag.
Auch hier fand das Ende ohne Abschied statt, den der Verlagsleiter fand es nicht nötig, mir zum Schluss die Hand zu reichen.
Ich verzichtete auch gern auf eine selbst mir zustehende Abschlussfeier.
Zuviele Kollegen/-innen hielten es nicht nötig, mich überhaupt zu grüßen. Die Verlagsleitung war auch ganz froh, dass ich bei einer Betriebswahl nicht genug Stimmen erhielt, um als vollwertiges Betriebswahlmitglied auftreten zu können.
Dies lag auch an der Anzahl der Frauen, die dort paritätisch vertreten sein müssen.
Soviel zu meinem beruflichen Möglichkeiten, leider hatte ich zuviel an Meinung geäußert.
Als ich während dieser Zeit in einer Kur war, lernte ich einen Mann kennen. Ich erzählte ihm ein bisschen von meinen betrieblichen und privaten Dingen. Er meinte dann zusammen fassend, dass meine betrieblichen Probleme deutlich geringer seien als meine privaten.
Da kann ich im nach hinein nicht viel gegen halten. Zwei meiner Nachfahren haben kein Interesse an Kontakten zu mir. Verwandtschaft, ob nahestehend oder angeheiratet, findet es nicht wichtig, mich zu kennen. Das entspricht der uninteressierten Stadt, in der ich zur Zeit lebe.
So bestätigt sich immer mein Gefühl, in Deutschland ein Ausländer zu sein. Als ich noch jung war, wollte ich in England studieren. Das Geld fehlte mir allerdings dazu.
Menschen beschäftigen mich nur noch oberflächlich. Ich lebe für meine Ideen.
So schütte ich lieber Farbe auf eine Leinwand und träume weiter.